DAS INDISCHE HARMONIUM

Das indische Harmonium

Woher es kommt und wie es funktioniert

Das indische Harmonium geht auf das europäische Harmonium zurück, das Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa erfunden wurde. Die Kolonialzeit führte das Instrument ins ferne Indien. Britische Missionare hatten das Harmonium mitgebracht. Damals stand es gleich einem Klavier auf Füssen und man spielte auf einem Stuhl sitzend, während sich über die Fußpedale Luft zuführen ließ. Der obertonreiche Klang faszinierte auch die Elite im Land. Allerdings wurde das Instrument sowohl spieltechnisch angepasst und immer weiter verfeinert, bis es schließlich sogar in der klassischen indischen Raga-Musik zum Einsatz kam.


Seit den 1880 er Jahren fertigen indische Werkstätten ihre eigenen charakteristischen, einheimischen Harmonien, die sich der indischen Gewohnheit gemäß auch auf dem Boden sitzend spielen lassen. Die Standvorrichtung und die Fusspedale wurden dabei durch einen Handbalg ersetzt. Die schwingenden Zungen, die für die Tongebung zuständig sind, mussten jedoch noch bis in die 1940er Jahre aus Deutschland oder Frankreich importiert werden. Dann jedoch hatte sich auf hierfür eine hochwertige landeseigene Produktion etabliert.

 

Als Begleitinstrument für Gesang in den klassischenindischen Musiktraditionen war es nicht mehr wegzudenken – in der Praxisreligiöser Musik, als Begleitung von Kirtan und Mantrengesang, oder in derVolksmusik.

Mit der Verbreitung des Yoga in den westlichen Kulturen während der vergangenen Jahrzehnte fand das indische Harmonium wieder zurück nach Europa. Inzwischen hat es regelrecht die Welt erobert. Seine Popularität hängt damit zusammen, dass es sich hervorragend für Kirtan- und Mantra-Singkreise eignet, die zunehmend beliebter werden. Die Tasten sind analog dem Klavier angeordnet. Man spielt nur mit der rechten Hand, begleitet den Gesang mit einfachen Akkorden, während die linke Hand die Luftzufuhr regelt. Das Spielen erweist sich so als recht einfach und lässt sich auch von Laien und Nicht Klavier-Spielern mit vergleichsweise wenig Übung schnell lernen.


Wer mag, kann das Indische Harmonium auch wie eine Shrutibox als fülliges Bordun-Instrument spielen. Um den gewünschten Ton andauernd zum Klingen zu bringen, können die eingebauten Bordunzüge genutzt oder wahlweise auch mit Hilfe von Wäschklammern aus Holz spezielle Tasten abgeklemmt werden. 

Wie funktioniert ein Indisches Harmonium?

Das Harmonium sollte wohlgestimmt sein, mit dem Kammerton zwischen440 und 442 Hz, sodass es harmonisch mit anderen gängigen Instrumenten eingesetzt werden kann.

 

Gespielt wird auf dem Boden sitzend, die rechte Hand auf den Tasten, der Handballen der linken Hand am linken oberen Rand des Instrumentes, während mit den Fingern die Oberkante des Blasebalges zur Regulation der Luftzufuhr betätigt wird. Durch Pumpen wird ein gegenläufiger, mit einer Feder gestützter Blasebalg als Luftreservoir aufgeblasen.


Die Töne entstehen durch frei schwingende, feine Metallzungen. Durch Tastendruck werden kleine Luftventile über diesen Zungen geöffnet. Die durch Pumpen aufgestaute Luft im Innern kann austreten und so die Zungen zum Schwingen, das Instrument zum Klingen bringen. Das Loslassen der Taste geht mit dem Verschluss des Luftventils einher. Die Zunge schwingt nicht mehr.

Bis zu drei getrennte Zungensätze in gegeneinander abgeschlossenen Luftkammern, je nach Modell, ermöglichen das Spielen in tiefer Bassoktave, einer Oktave, die der männlichen Singstimme angepasst ist und einer weiteren, die der höheren weiblichen Singstimme entspricht. Registerzüge an der Vorderseite des Harmoniums regeln, ob wahlweise mehrere Zungensätze kombiniert werden oder nur eine Variante angespielt wird. 


Ein bisschen Übung ist schon erforderlich, um mit den einzelnen Handgriffen vertraut zu werden und sie zielsicher zu koordinieren, aber dann klingt es recht schnell erstaunlich gut. Die Schwingung und wohligen warmen, vollen Klänge beeinflussen die Stimmung in jedem Raum und Menschen. Meist wird es heute eingesetzt im Yogaunterricht, für kleine und große Singkreise, oder um sich selbst beim Singen zu begleiten.


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